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Tschernobyl am 31.12.1999

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Das neue Jahrtausend rückt näher ... und immer noch haben sich einige Menschen keine Gedanken gemacht, was da eigentlich passiert. Den heimischen Elektroherd wird das kaum betreffen, aber was sagen Computer dazu? In der westlichen Welt wird dieses Thema seit Jahren diskutiert, es wird gebastelt und geflickt, sogar Winzigweich hast seinen neuen DOS-Aufsatz 2000-kompatibel gemacht....

Aber denken Sie nur einen kleinen Moment an Igor Poporow, dem Techniker in Tschernobyl II. Es ist der 31.12.1999 23:50 russischer Zeit. Igor sitzt wie immer an seinen 30 Jahre alten Schaltpulten und beobachtet viele, wirklich viele Lämpchen. Ein einzelnes von ihnen, welches unter größten Anstrengungen versucht ein bedrohliches Blinken hervorzubringen, doch wegen der Stromunterversorgung und der jahrelangen Vernachlässigung durch unterbezahlte und nicht gerade arbeitswillige Wartungstechniker nicht mehr als ein düsteres glimmen hinbekommt, versucht ihn auf einen Fehler aufmerksam zu machen.

Die Systeme laufen schon seit vielen Jahren zuverlässig, wenn man einmal von dem kleinen Zwischenfall 1986 absieht. Es ist ja nicht wirklich etwas passiert, zumindest sagt das die Regierung. Und die vielen Kinder mit 3 Armen oder zwei Köpfen sind halt eine Laune der Natur.

Ein alter Computer, der über ein marodes Kabel in dem völlig unüberschaubaren Netzwerk der Kernkraftanlage hängt und von seinem Benutzer seit Monaten nicht mehr angefasst wurde, jedoch für den Abgleich von Systemabläufen Verantwortung trägt, durchläuft sein tägliches Routineprogramm. Durch die mangelnde Pflege und durch den Umstand, das man zwar ein Atomkraftwerk betreibt, aber nicht weiß, wie Atomuhr geschrieben wird, ist der Rechner nun der Ansicht, es sei 10 Minuten später ... und komischerweise der 01.01.1900.

Das System der Marke Robotron schließt daraus, dass es keinen weiteren Grund gibt, das Routineprogramm fortzuführen und beendet einige Unterprogramme.

23:52 Uhr.
Ein rotes, jungfräuliches Lämpchen ringt um Aufmerksamkeit. Wild blinkend versucht es, auf den Umstand hinzuweisen, dass sich eine Kontrollanlage für Überdruckventile abgeschaltet hat. Dies hätte bei einem Kochtopf nur zur Folge, dass sich der Deckel ein bisschen hebt und Dampf abgelassen wird. Bei einem Atomkraftwerk, vor allem bei einem, das mit der heißen Nadel gestrickt ist und nicht einmal den Absturz einer Papierschwalbe überstehen würde, sieht die Sache ein bisschen anders aus. Einige, hübsch zischende Gase, suchen sich einen neuen Weg und finden ihn im maroden Werk aus Metall, Steinen und dem, was ein Gebäude normalerweise zusammenhalten sollte.

23:53 Uhr.
Ein leichtes Vibrieren ist im Gebäude zu spüren. Igor kratzt sich am Kopf und schaut zur Kontrolltafel. Müde schaut er von links nach rechts und registriert hier und da ein blinkendes Lämpchen, nichts ungewöhnliches, denn die meisten sind eh kaputt.

23:54 Uhr.
Eine Einzelne Gehirnzelle im Großhirn bemerkt, was Igor entgangen ist. Zwischen den vielen blinkenden und kaputten Lämpchen schimmerte eines in einem bedrohlichen ROT. An seinen Besitzer appellierend und die Fahne der Erkenntnis schwingend macht sich diese Zelle auf, seine Kameraden zu alarmieren.

23:55 Uhr.
Das Gemäuer ächzt und stöhnt. Igor hat das Lämpchen bemerkt. Nachdem er in einen Teil des technischen Handbuchs geschaut hat (der Rest war nicht mehr auffindbar und dürfte als Klopapier geendet sein), läuft er zur Schalttafel um sich die Sache genauer anzusehen. Mit den Fingern schnippt er ein paar Mal gegen das Lämpchen um professionell einen Wackelkontakt auszuschließen. Mit einem leisen Ping geht das Lämpchen kaputt. Igor ist beruhigt, es ist aus.

23:56 Uhr.
Selbst in 10 Kilometern Entfernung ist ein leichtes Glimmen zu erkennen. Niemand macht sich Sorgen, so was macht sich gut am Abendhimmel und sicherlich hat sich die Regierung etwas Besonderes einfallen lassen. Ein Feuerwerk, oder eine abendliche Beleuchtung um der MIR zu zeigen, das man an sie denkt.

23:57 Uhr.
Victor Stremakow, Schichtleiter von Tschernobyl, schwankt durch die Tür in die Schaltzentrale. Teils benommen von radioaktiven Dämpfen, teils durch den schwankenden Boden. "Alles in Ordnung?", fragt er, "alles in Ordnung!", antwortet Igor. "Es kann ja nix passieren, keine roten Lampen", "jaja, keine roten Lampen", entgegnet Victor. In dem Beipackzettel zum Schaltpult von Tschernobyl stand "achten sie auf rote Lämpchen, sie zeigen eine Gefahr an" weiter unten war dann zu lesen, "wenn das rote blinken aufhört, ist es überflüssig, sich Sorgen zu machen, dann ist es zu spät". Beruhigt schauten der ehemalige Kolchosenleiter Victor Stremakow und sein Untergebener, der ex-Euter-Entleerungs-Angestellte, zur Kontrolltafel und gingen wieder ihrem Nichtstun nach.

23:58 Uhr.
Das rote Telefon schellt. Ein Vertreter des russischen Präsidenten wird darauf aufmerksam gemacht, dass man am Horizont ein grelles Leuchten erkennen könne und demnach ein UFO auf russischem Boden gelandet sein müsste. Die Armee wird in Alarmbereitschaft versetzt, Experten werden informiert. Menschen stehen auf den Straßen um dieses Licht am Horizont zu bewundern.

23:59 Uhr.
Ein Sicherheitsunterprogramm des alten Robotron ist zu der Ansicht gelangt, das irgendetwas nicht stimmen kann. Da der alte, mit einem XT vergleichbare Rechner, dieser schweren Aufgabe nur mit einem Single-Task begegnen kann, stehen sämtliche Kontrollmeldungen bis zu einem erneuten Checklauf auf Hold. Beinahe wäre im die Meldung entgangen, das der Kühlapparat nicht nur platzen, sondern, da keinerlei Druckausgleich geschaffen wurde, explodieren könnte. Im letzten Moment siegte die Logik des Robotron, die ihm dazu verhalft, die wichtigsten Systeme auf "normal" zu schalten und den sofortigen Druckausgleich einzuleiten. Alle großen und wichtigen Systeme haben zwar das Jahr 1900", verrichten aber, der Logik gehorchend ihren Dienst.

00:00 Uhr.
Ein kleiner, eigentlich unscheinbarer, unwichtiger Computer, den einer der Techniker als "Hightech" importiert und gespendet hat, versehen mit einem Betriebssystem aus Redmond, schaltet sein Datum auf 00. Im Netz überzeugt er nun mehrere kritische Systeme von seiner Sicht der Dinge. Die meisten Systeme ignorieren dies ... aber nicht alle.

00:01 Uhr.
Victor und Igor werden aus dem Schlaf ins Jenseits befördert ohne aufzuwachen. Sicherlich hätte eine taghelle Explosion die Bewohner der umliegenden Dörfer aus dem Schlaf gerissen, wenn nicht diese gewaltige Druckwelle alles dem Erboden gleichgemacht hätte.

00:02 Uhr.
Im Kreml erhält man einen Anruf, das Russland angegriffen wird. Ohne nachzufragen gibt man den Befehl zum Rückschlag, die Frage "gegen wen?" wird nicht gestellt, es gilt global das Gesicht zu wahren.

00:03 Uhr.
Die Welle der Zerstörung trifft die ersten Großstädte, aber keinerlei Widerstand. Übrig bleiben nur ein paar Steine, hier und da mit einer Essenz von Eingeweiden oder verbranntem Fleisch.

00:04 Uhr.
Die ersten Raketen machen sich auf, den 3. Weltkrieg zu beginnen. Leider können die Techniker am Boden den grandiosen und einwandfreien Aufstieg und Flug nicht verfolgen, da die Bodenstationen kurz nach dem Start zwar noch im Prinzip vorhanden waren, aber in klitzekleinen Teilchen über die Lande verstreut lagen.

00:05 Uhr.
Auf den Radarschirmen tauchen die Raketen auf, in vielen Ländern werden hastig irgendwelche roten Knöpfchen gedrückt über denen dann ein rotes Licht erscheint, welches einem mit roter Schrift auf rotem Untergrund bestätigt, das man es gedrückt hat ....

00:06 Uhr.
Russland... oder das was davon übrig ist, hat nun Ähnlichkeit mit Feuerland. Viel Nichts, aber es brennt.

00:07 Uhr.
Die Astronauten der MIR freuen sich über ein grandioses Spektakel, welches, so glauben sie zumindest, zu ihren Ehren abgehalten wird.

00:08 Uhr.
Unter anderem einige skandinavische Länder verabschieden sich mit einem lauten Knirschen aus der Geschichte der Welt. Die Druckwelle, die eigentlich hätte irgendwann an Druck verlieren müssen, war recht dankbar, weitere Atomkraftwerke zu finden ... und verschlang sie mit einem leisen Rülpsen auf dem Weg.

00:09 Uhr.
In Asien war man ebenso überrascht wie in Polen, als die Menschen durch ein Blobb aus dem Leben gerissen wurde. Unter anderem ging bei unseren Nachbarn die größte Sammlung gestohlener Daimler in Flammen auf.

00:10 Uhr.
Tränen bei den Astronauten der MIR und alles nur, weil man an sie denkt. Nun sehen sie aus verschiedenen Ländern, sogar aus dem Irak, Raketen aufsteigen. An Bord der MIR wundert man sich nur, dass diese alle nicht in der Luft, sondern erst am Boden explodieren. ...

00:15 Uhr.
Es ist still. Zumindest auf der Erde. Denn es ist nichts mehr da, was Krach machen könnte. Nun ja, bis vor ein paar Minuten war wirklich eine Menge los. Raketen schlugen ein, ganze Kontinente wurden ausgelöscht, das Leben auf der Erde in einem gewaltigen Konzert von Licht- und Soundeffekten ausgelöscht....

00:16 Uhr ....
Auf einem kleinen Planeten lehnen sich kleine grüne Männchen in ihre Sessel zurück. "Ach, das war ja wieder ein Schauspiel!", "ja, grandios, diese, wie heißen sie noch? Erdlinge? "ja, vor ein paar Millionen Jahren dieser Riesenknall, wo der Planet so lustig von einer Rauchwolke umhüllt war!", "ja und diese lustigen kleinen Spielzeuge, die immer darum kreisen", "aber heute, das war ja unübertroffen .... hoffentlich machen die so etwas bald wieder ..."

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